ehem. Schiffswerft
Informationen
- Gebäudezustand
- Kategorie
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Bedrohtes Denkmal
- Objekt-Nr.
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77
- Ort
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Werftstraße, 01139 Dresden
- Baujahr
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1890 ff
- Nutzung
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Derzeitige Nutzung
Gewerbe
Ursprüngliche Nutzung
Die Schiffswerft Übigau war eine Werft im Dresdner Stadtteil Übigau. Sie war Standort der ersten deutschen Schiffbauversuchsanstalt und galt in den 1920er Jahren als eine der größten Binnenwerften Europas. Die Schiffswerft Übigau befand sich am rechten Ufer der Elbe am Stromkilometer 60,3. Sie lag im Südosten von Übigau, das 1903 nach Dresden eingemeindet wurde. Das ehemalige Betriebsgelände dehnt sich von Schloss Übigau rund 200 Meter nach Südwesten in Richtung Flügelwegbrücke aus. Zu erreichen ist es über die nach dem Betrieb benannte Werftstraße[1] oder über die Rethelstraße; die Adresse lautet Rethelstraße 49 bzw. 51. Das Gelände gehört zur Kulturlandschaft Dresdner Elbtal, die von 2004 bis 2009 UNESCO-Welterbe war. Die Dresdner Frachtschiffahrts-Gesellschaft (FSG), ein früher Vorgänger der Sächsischen Dampfschiffahrt, richtete 1873 in Übigau eine Schiffbauerei ein, in der sie Reparaturen an ihren Holzschiffen durchführen ließ. Die Schiffbauerei entstand bereits an einem traditionsreichen Industriestandort. In unmittelbarer Nachbarschaft hatte die von 1836 bis 1841 bestehende Maschinenbauanstalt Übigau unter Johann Andreas Schubert mit der Saxonia die erste funktionstüchtige in Deutschland gebaute Dampflokomotive sowie mit der Königin Maria das erste sächsische Personendampfschiff gefertigt. Die Werft ging 1877/78 mit ihren damals 40 Mitarbeitern in den Besitz der 1868 gegründeten Kettenschleppschiffahrts-Gesellschaft der Oberelbe (KSO) über. Sie wurde für den Stahlschiff-, Kessel- und Maschinenbau ertüchtigt und begann anschließend mit dem Schiffsneubau. Anfangs baute die Werft Schleppkähne, ab 1881 mit der Königin Carola auch Radschlepper. Die am 13. September 1881 entstandene Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft „Kette“ übernahm die Schiffe und die Werft. Die „Kette“ unterhielt von Böhmen bis Hamburg die Kettenschifffahrt auf der Elbe. Prägend auf den deshalb auch Kette-Werft genannten Übigauer Schiffbaustandort und die gesamte Gesellschaft wirkte deren Initiator, der Ingenieur Ewald Bellingrath (1838–1903). Er ließ beide ständig erweitern; 1886 dehnte die „Kette“ ihren Besitz auch auf das benachbarte Schloss Übigau aus. Die Werkstätten, die noch 1893 nur 584 Quadratmeter groß waren, wurden zum Teil nach Entwürfen von Otto Intze beträchtlich ausgebaut. Im Jahr 1904 waren 60 Beamte, 20 Meister und 700 Arbeiter in der Werft tätig.[2] Ein Pulsometer diente zur Wasserversorgung. Die Energieversorgung geschah über eine Dampfzentrale mit drei Kesseln; ein eigener Kohlenkahn beschaffte die Kohle. Um Schiffe auf Land nehmen und zu Wasser lassen zu können, gab es eine Slipanlage mit etwa 500 Tonnen Tragkraft. Bestandteil der betriebseigenen Materialprüfungsanlage war eine Zerreißmaschine mit nahezu 50 Tonnen Zugkraft. Die Betriebsfeuerwehr war als eine der wenigen in Sachsen in der Lage, mögliche Brände auch vom Wasser aus zu bekämpfen. Zudem gehörte eine eigene Eisen- und Metallgießerei zur Fabrik. Für die damalige Zeit außergewöhnlich war die enge Zusammenarbeit zwischen der Übigauer Werft und der Technischen Hochschule (TH) Dresden. Angeregt von Hubert Engels, dem TH-Professor für Wasserbau, wurde 1892 auf dem Werftgelände eine „Anstalt zur Prüfung von Schiffswiderständen und hydrometrischen Instrumenten“ eingerichtet, die als erste Schiffbau-Versuchsanstalt Deutschlands in die Geschichte einging. Mit ihrem eigens errichteten Wasserbecken diente die Anlage unter der Leitung Bellingraths zur praktischen Erprobung von technischen Neuerungen im Schiffsbau. U. a. ließ Gustav Zeuner darin seinen Turbinenpropeller mit Kontraktor in einem Versuchsschiff hydrokinetisch testen. Bellingrath hat sein Ziel, mit Modellversuchen in dieser Schiffbauversuchsanstalt eine günstigere Schiffsform der Binnenschiffe für das deutsche Kanalnetz zu finden, erreicht. Die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Werft endete erst mit deren Schließung 1930.
- Sonstiges
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einige Gebäude sind bereits saniert