"Herrenmühle"

place
Schwarzenberg/Erzgebirge

Ursprung

Entstehungszeit: Industrie

Ursprüngliche Nutzung

Industrie & Gewerbe - Mühle

Informationen

Gebäudezustand

Kategorie

Akut bedrohtes Denkmal

Objekt-Nr.

204

Ort

Schwarzenberg/Erzgebirge

Beschreibung

historisches Mühlengebäude - technische Einbauten überwiegend entfernt

Baujahr

16. Jahrhundert

Nutzung

Derzeitige Nutzung

keine

Ursprüngliche Nutzung

Die Herrenmühle ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Sie wurde Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet und ersetzte eine ältere Mühle auf der gegenüberliegenden Flussseite etwas weiter flussabwärts, die wahrscheinlich im Zuge der Besiedlung von Schwarzenberg angelegt worden war und nun wegen Baufälligkeit und veralteter Technik außer Betrieb gesetzt wurde. Nachdem sie einige Jahre wüst gestanden hatte, kaufte sie 1564 der Gerber Endres Schwendter, der sie zu einer Lohmühle umbaute. 1549 wurden die neue Herrenmühle für 157 Schock und ein neuer Mühlgraben errichtet. Das steinerne Untergeschoss wurde zu großen Teilen aus Flusssteinen des Schwarzwassers gebaut. Der obere Teil wurde in Fachwerkbauweise ausgeführt. Der Name der Mühle deutet darauf hin, dass sie Dominialgut war. Die Herrenmühle war mit dem Mahlzwang ausgestattet und besaß die Backgerechtigkeit. Sie mahlte zwangsweise für die Orte Bermsgrün, Crandorf, Rittersgrün und Breitenbrunn, die sich später durch das Anlegen eigener Mahlgänge, unter anderem in den neu entstandenen Hammerwerken, vom Mahlzwang befreiten. Seit mindestens 1866 wurde in der Mühle auch gebacken. In diesem Jahr wurden Backöfen in das Gebäude eingebaut. Die äußere Form der Mühle wurde mehrfach verändert. Das Hauptgebäude bestand zunächst nur aus einem Wohn- und Schlafraum für die Müllerfamilie und dem Mühlwerk. Ein Schweine- und ein Kuhstall befanden sich daneben. Bei einem Brand 1673 wurde die Mühle vollständig zerstört und durch den Stadtbrand 1709 erneut beschädigt. 1883 erhielt die Mühle einen Eisenbahnanschluss. Die Grundfläche des Gebäudes wurde durch einen Anbau an der Nordwand erweitert. Für die gestiegenen Anforderungen zu klein geworden, wurde 1927 dieser Anbau teilweise entfernt und um die Westseite erweitert. Die Mühle wird seit mehreren Jahren nicht mehr genutzt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Sonstiges

Letzte Prüfung der Denkmaleigenschaft durch das Landesamt für Denkmalpflege: "Am 05.02.2010 prüfte das Landesamt für Denkmalpflege die Denkmaleigenschaft des Gebäudes[…]. Als Ergebnis wird festgestellt, dass es sich um ein Kulturdenkmal nach §2 Sächsisches Denkmalschutzgesetz handelt. Die Herrenmühle ist ein Kulturdenkmal aus orts-, bau- und technikgeschichtlichen sowie aus städtebaulichen Gründen. Sie ist, neben Schloss und Kirche und mit diesen in der besonderen städtebaulichen Stadtsituation optisch korrespondierend, eines der Kerngebäude, an denen sich die Ortsgeschichte konstituiert. Sie war vermutlich Dominialgut mit Mahlzwang und ist bereits im 16. Jahrhundert erwähnt. Das heutige Anwesen besteht zu noch etwa einem Viertel im südlichen Teil aus der Bausubstanz des frühen 18. Jahrhunderts (Neuerrichtung nach Bränden 1673 und 1709), vorwiegend jedoch aus einem dominanten Vergrößerungsbau von 1937, der die übrige gedrungene, dickwandige ältere Baumasse umfassend verdrängte. Daher ist die baugeschichtliche Bedeutung der Herrenmühle zwar gegeben, da von beiden Bauzeiten die entsprechende Formensprache erkennbar ist, aber diese ist nicht so hervorragend wie die ortsgeschichtliche und städtebauliche Bedeutung. Die technikgeschichtliche Bedeutung der Herrenmühle resultiert aus ihrer Innenlage, die in den ältesten Teilen bis auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückgeht. Das hohe Gebäude zeigt den üblichen Aufbau einer Getreidemühle mit mehreren Böden für die Müllerei und die Reinigung: Transmissionskeller, Walzenstuhlboden, zwei Rohrböden, Plansichterboden, Dachboden und Spitzboden. Die Technik hat sich in Teilen erhalten, so im Untergeschoss die Haupttransmissionswelle, Elevatorenteile sowie ein Generator und ein Drehstrommotor der Firma Page EAG aus Chemnitz mit 30 PS, vermutlich aus den 1930er Jahren. Im Erdgeschoss stehen zwei Doppelwalzenstühle (u.a. Firma Sack, Dresden, 1930er Jahre), ein Mahlgang sowie ein weiteres Mahlaggregat der Firma Nagel und Kaemp aus Hamburg. Auf beiden Rohrböden finden sich eine große Mischmaschine und zwei Aspirateure (um 1919) der Firma Kuhnt aus Geyer. Auf dem Plansichterboden finden sich noch zwei Mehlwaagen, eine von 1953 ("Kronos"). Ansonsten ist dieser Boden wie der darunter sich befindende bereits ziemlich entkernt. Auf dem Dachboden haben sich zwei Filterschränke erhalten (Firma Sack und Firma Kuhnt), weiterhin mehrere Elevatorenköpfe und eine Verteilerschnecke. Durch die Geschosse führt ein Bremsfahrstuhl. Trotz der genannten baulichen Veränderungen ist der Dokumentationswert der Mühle hoch, da die Veränderungen von 1937 und ein Großteil der technischen Einrichtung ebenfalls bereits historisch sind. Durch die städtebauliche Lage und die besondere ortsgeschichtliche Relevanz hat das Gebäude zudem exemplarischen Wert. Der Erhalt der Herrenmühle liegt im öffentlichen Interesse." lt. Referent Lutz Winkler M.A., Landesamt für Denkmalpflege

Ort