Spinnmühle / Baumwollspinnerei G. Liebermann in Flöha/Falkenau

place
Ernst-Thälmann-Straße 39, 09557 Flöha
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Herausforderungen

Erhaltung

Sicherung

Zustand

sehr baufällig, keine Notsicherungsmaßnahmen

Ursprüngliche Nutzung

Industrie & Gewerbe - Fabrik

Informationen

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Gebäudezustand

Kategorie

Akut bedrohtes Denkmal

Objekt-Nr.

512

Denkmallisten-Nr.

09240727

Ort

Ernst-Thälmann-Straße 39, 09557 Flöha auf Karte anzeigen

Beschreibung

Das Spinnereigebäude I der Anlage ist ein fünfgeschossiger Bau aus Bruchsteinmauerwerk mit Lisenen, gusseisernen Säulen im Inneren sowie einem Satteldach. Das Spinnereigebäude IIa ist ein viergeschossiger Anbau mit Segmentbogenfenstern, einem flachen Satteldach und umlaufendem Gurtgesims. Das Spinnereigebäude IIb, ein dreigeschossiger Klinkerbau mit einem Turm, ist mit seiner Längsfront zur Flöha hin ausgerichtet. Weitere Gebäude auf dem Areal sind ein Maschinenraum, ein Schornstein und Wohngebäude.

Baujahr

1852-1853 Spinnereigebäude I; 1883 Brand und Wiederaufbau, Spinnereigebaude IIa; 1889-1901 Spinnereigebaude IIb; 1909 Spinnereigebäude III (Aufstockung)

Nutzung

Derzeitige Nutzung

Photovoltaikanlage auf Satteldach

Ursprüngliche Nutzung

Bereits ab 1809 befand sich eine Walkmühle auf der Flussinsel in Flöha, auf der später die Fabrik errichtet wurde. Begründet wurde die Fabrik durch Adolph Gottlob Fiedler (1771-1850). Das Grundstück, auf dem die Tuchwalke befindlich war, gehörte dem Erbmühler Göthel, der gleichzeitig eine Mahlmühle betrieb. Die Verpachtung der Mahlmühle an den napoleonischen Offizier Carl Louis Beaumont mündete in der Errichtung eines Anbaus, in dem er die erste Spinnerei Falkenaus einrichtete. Nach dem Tod Göthels beendete seine Witwe den Pachtvertrag und verkaufte Mahlmühle samt Spinnerei an Fiedler. Nachdem 1851 die Mühle und Spinnerei einem Brand zum Opfer gefallen waren, errichtete Eduard Magnus Fiedler eine neue Tuchfabrik (1852-1855) am Standort ein. An das Hauptgebäude schlossen sich zahlreiche Nebengebäude und einige Wohngebäude im unmittelbaren Umfeld an, wie beispielsweise ein Maschinenhaus mit Dampfkesselanlage, ein Wintertrockenhaus, eine Färberei, ein Atieliergebäude. In der Fabrik waren etwa 250 Arbeiter, zwei Prokuristen und Gustav Röhrens, den den Direktionsposten in Falkenau innehatte, beschäftigt. Die geschäftliche Leitung oblag Alexander Haupt, einem Mitgesellschafter. Fiedler, der Eigentümer der Fabrik, lebte und arbeitete in Polen, besaß dort eine weitere große Tuchfabrik. Nach der Schließung der Fabrik im Jahr 1876 und Verkauf der maschinellen Ausstattung wurde das Objekt drei Jahre später vom Berliner Unternehmer und Industriellen Georg Liebmann (1844-1926) erworben. Bis 1882 veranlasste er die Sanierung und Neuausstattung der Fabrik mit englischen Maschinen, die nur ein Jahr darauf erneut von einem Brand zerstört wurde. Nach der Auslagerung der Produktion während der Instandsetzungsmaßnahmen, stieg die Spinnerei Liebermanns zu einem der führenden Textilhersteller Sachsens auf. In diesem Zuge fand die Errichtung der Spinnereigebäude IIa (1895), IIb (1899), III (1901), sowie der Neu- und Umbau von Wirtschafts-, Wohngebäuden des Unternehmens statt. Spätestens 1912 erhielt die Fabrik einen eigenen Gleisanschluss. Mit dem Aufschwung der Fabrik wuchs die Zahl der Belegschaft auf rund 900 Personen. Dies sorgte für den Bedarf neuer Wohnräume, der schließlich in der Errichtung einer Arbeitersiedlung und einem Wohnheim für unverheiratete Arbeiter (1902) mündete. Vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges zog sich Liebermann aus den Geschäften zurück, verkaufte die Gesamtanlage an die Tüllfabrik AG in Plaue (Flöha). In diesem Zusammenhang wurde aus der Spinnerei in Falkenau die Georg Liebermann Nachfolger KG. Zwar wuchs die Nachfrage nach Garn mit dem Beginn des Krieges, reduzierte sich jedoch schnell aufgrund der Schwierigkeiten bei der Beschaffung des Importstoffes Baumwolle und mündete schließlich in einem Produktionsstopp. Drei Jahre nach Kriegsende konnte die Produktion wieder vollständig in Betrieb genommen werden. Anfang der 1920er Jahre erwirtschaftete das Unternehmen noch Gewinn, geriet jedoch 1925/26 in finanzielle Schwierigkeiten, die erst nach der Weltwirtschaftskrise überwunden werden konnten. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk in die Rüstungsindustrie eingebunden. Die Umsetzung des Vorhabens, Spinnereigebäude III als "Metallwerk Falkenau" zur Munitionsherstellung zu nutzen, begann im Frühjahr 1944 mit Umbauarbeiten. Der Industriekomplex blieb von Kriegszerstörungen verschont, zwischen Mär und Juli 1946 beschlagnahmte die Sowjetunion einen Großteil der Maschinen als Reparationen. Auf Gesetzesgrundlage der SMAD und aufgrund eines Volksentscheids in Sachsen wurde die Fabrik verstaatlicht. Daraufhin folgte im Jahr 1948 die Umwandlung in einen Volkseigenen Betrieb (VEB). In den 1950er Jahren fand die Modernisierung der Fabrik statt, die Zahl der Beschäftigten stieg auf über 800 (1952). In der Zeit von 1945 bis 1990 sind nur einige kleinere Nebengebäude, Um- und Anbauten zu verzeichnen, wie beispielsweise die Errichtung einer Förderbrücke für den Kohlentransport zum Kesselhaus. Die Spinnerei etablierte sich zu einem Musterbetrieb der DDR-Textilwirtschaft. Nicht zuletzt durch die Einführung der Open-End-Spinntechnik (Ablösung Ringspinnmaschinen) und die Einrichtung der weltweit ersten Spinnereistraße, auf der Viskosefasern im OE-Spinnverfahren im großtechnischen Maße herstellt werden konnten. Im Jahr 1989 lag die Produktion noch bei circa 11.600 Tonnen Garn. Infolge der Wiedervereinigung musste der Betrieb aufgrund des Einbruches der Produktionszahlen, eingestellt werden.

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